Zerbrechliche Kostbarkeiten – 17. Juli bis 16. Oktober 2011
Diese Ausstellung, die einer der faszinierendsten Künste des Feuers gewidmet ist, bringt zum ersten Mal die außergewöhliche Produktion der spanischen Glasmacher des 16. bis 19. Jahrhunderts besonders zur Geltung. Mehr als 200 Werke aus überwiegend privaten Sammlungen wurden ausgewählt. Das Museum Cau Ferat von Sitges und das Bischöfliche Museum von Vic steuern dieser Ausstellung ebenfalls erstaunliche Leihgaben aus Spanien bei.
Ab dem 14. Jahrhundert erfreute sich die iberische Halbinsel dank des internationalen Hafens von Barcelona eines florierenden Seehandels und die Einfuhr großer Mengen an Glas aus Syrien und Venedig wurde von den königlichen Familien sehr geschätzt. Diese Stücke brachten den spanischen Kunsthandwerkern neue Inspiration. Diesen gelang es, sich durch originelle Interpretationen der Ornamentik und durch die Kreation neuer Formen von ihren Meistern zu emanzipieren. Im Nordosten, in Katalonien, ist das goldene Zeitalter der Glaskunst des 16. und 17. Jahrhunderts geprägt von bemerkenswerten Werken wie beispielsweise den Karaffen in Löwenform oder den mit einem großen spiralförmigen Henkel versehenen hohen Becher oder den Schalen und Platten aus farblosem, gelblichen, smaragdgrünem, blauen oder opalfarbenem Glas.
Die venezianischen Techniken wurden gut beherrscht: gebrochenes Glas, die Diamantgravur, der Einschluss von Millefiori und Filigranen, das Aufbringen von Masken und von gezogenem Dekor. Die im Relief auf die Glasoberfläche aufgebrachten Filigrane oder die X-förmigen Rippen, verziert mit punktierten weißen Blättern sind katalanische Verzierungsverfahren. Raffinierte Werke in vorherrschend Grün- und Gelbtönen, nach syrischer Emailletechnik, sind mit einer Fülle von stilisierten Pflanzen- und Blumenmotiven mit weißen Vögeln und manchmal menschlichen oder tierischen Figuren verziert. Im 18. Jahrhundert kommen neue Formen auf, die von den weniger bevorzugten Klassen verwendet werden: Almorratxa (Parfümflakon für Rosenwasser), Cantir und Porron (Trinkkaraffen mit Ausgussröhrchen). Es handelt sich um festliche Gläser mit teils üppigem Dekor aus Fäden, Blumenornamenten oder mit der Zange gearbeiteten (= gezogenen) Motiven.
Objekte aus der Sonderausstellung
Zwei weitere Regionen in Spanien sind zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert sehr aktiv. Im Süden, in Andalusien, stellen die Glasmacher weniger aufwändige Formen in grünlichem oder gelblichem Glas her, die ein mit der Zange gearbeitetes Dekor aufweisen (Schleifen, Blätter, Muscheln, Bänder und Henkel). In Kastilien, im Zentrum, produzieren die Glasbläser in El Recuenco ein transluzentes gräuliches oder gelbliches Glas verziert mit Fäden, Scheifen, Flügeln und Blumen in Reliefoptik. Ab 1727 steigt der Glasmacher Ventura Sit auf dem Gelände der berühmten königlichen Manufaktur von la Granja de San Ildefonso in die Produktion von Flachglas ein, das für die Scheiben und das Mobiliar der königlichen Paläste verwendet wird. Die Herstellung von luxuriösem Tafelglas überwiegt: Karaffen, Flaschen, Krüge, Obstschalen, Gläser und Vasen sind geschliffen, graviert und nach böhmischer Art mit Pflanzenmotiven bemalt. Beeindruckende Taschenflakons imitieren den Marmoreffekt von gemaserten Steinen.
Die Qualität und die große Vielfalt der ausgestellten Stücke zeigen, dass die iberische Halbinsel eine wichtige Rolle in der Geschichte der Glaskunst gespielt hat. Die Verinnerlichung der venezianischen Techniken gepaart mit Fantasie und örtlichen Traditionen verleihen den spanischen Kreationen eine besondere Note.
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